Kennen Sie den?
Ein Golfer hat an seinem Golfbag ein Hufeisen hängen.
„Glauben Sie etwa daran?“ fragt ihn sein Flight-Partner.
„Nein, aber meine Frau hat gesagt, dass es auch Glück bringt, wenn man nicht daran glaubt!“
Wir alle haben wahrscheinlich schon mal das eine oder andere Erlebnis mit dem Thema Aberglaube gehabt. Die meisten Menschen würden das bestreiten. Schließlich ist die Menschheit aufgeklärt, und das Schicksal lässt sich nicht beeinflussen. Sie haben ein besonderes Ritual, ein Maskottchen oder bestimmte Formulierungen? Gut für Sie! Aberglaube hilft uns, positive Energie zu finden.
Und Sie sind nicht allein!
Tiger Woods tut es, Ernie Els tut es, Colin Montgomerie tut es. Bei dem Einen ist es das rote Polo-Shirt am Finaltag eines Turniers, für den Anderen steckt in jedem Ball nur ein Birdie, der Nächste meidet rote und gelbe Tees, weil sie ihn an die Markierungspfosten von Wasserhindernissen erinnern.
Ein bisschen Beistand vom Schicksal zu erbitten, mag im 21. Jahrhundert etwas archaisch erscheinen. Doch unser Sprachgebrauch zeigt, dass der Aberglauben einen festen Platz in unserem Leben hat. So sagen wir durchaus: „Ich drücke Dir die Daumen“, „toi, toi, toi“ oder auch „Hals- und Beinbruch.“
Aberglaube, Glücksbringer helfen, das Selbstvertrauen zu stärken. Den Ball zum Beispiel mit einer Münze zu markieren, mit der der Spieler irgendwann einmal einen Putt markiert hatte, den es auf magische Weise ins Loch befördert hat, lässt den Spieler an eben diesen Moment denken. Tut er dies, visualisiert er das damals Geschehene eventuell sogar. Und schon ist der Ball aufgrund des positiven Denkens im Loch. Für uns ist es dann selbstverständlich, andere mögen es skeptisch betrachten. Mitunter merken wir gar nicht mehr, dass wir eine eventuell ungewöhnliche Handlung ausführen. Denn durch die ständige Wiederholung gelangt die ritualisierte Handlung in einen anderen Speicherort im Gedächtnis. Ähnlich wie Treppen steigen oder Fahrrad fahren führen wir die Handlungen dann aus, ohne darüber nachdenken zu müssen.
„Auch ich“, so Golf-Pro Dennis Küpper, „kann mich von Aberglauben nicht ganz freisprechen. Als ich letztes Jahr bei einem Pro-Am eines dieser sogenannten ‚Ionen-Armbänder’ geschenkt bekommen habe, bin ich prompt Zweiter geworden. Ich dachte mir, es könne ja nicht schaden. Seitdem ist das Armband mein ständiger Begleiter. Ich spielte keine Runde mehr ohne das Ding. Auch wechsele ich meinen Spielball nicht, solange ich Ein-Putts mache. Ob es hilft? Rational betrachtet vielleicht nicht, aber mir tut es gut.“
Wie entwickelt sich ein Aberglaube? Wie weiß ich, dass mir etwas Glück bringen wird? Schon der Psychologe B. Skinner hat herausgefunden, dass dies sehr einfach ist. In seinen Experimenten fand er heraus, dass das rein zufällige Zusammenfallen einer bestimmten Handlung mit einer positiven Konsequenz dazu führt, darin einen Zusammenhang zu vermuten. Das Ritual ist geboren und wird weitergeführt.
Auch wenn bestimmte Rituale mitunter milde belächelt werden: Helfen sie Ihnen, sind sie richtig. Wenn Sie sich also das nächste Mal wundern, warum ihr Mitbewerber die Münze, mit der er seinen Ball auf dem Grün markiert, akribisch platziert, denken Sie daran, dass dieser Putt vielleicht nur fallen wird, wenn Abraham Lincoln genau entlang der Puttlinie blickt.