Einen so vorzüglichen Start in eine Golfsaison hatte Marcel Siem schon lange nicht mehr. Auch sein bislang einziger Sieg auf der European Tour liegt schon ein Weilchen zurück. Acht Jahre ist es her, als er bei der „dunhill championship“ im Houghton GC zu Johannesburg ein dramatisches Stechen gegen die beiden Franzosen Gregory Havret und Raphael Jacquelin gewann. Am 25. Januar 2004 war das.
Jetzt, im ersten Drittel der Saison 2012, stand der inzwischen 31-jährige Familienvater aus Ratingen gleich zweimal dicht vor einem Tour-Erfolg. Bei der „Omega Dubai Desert Classic“ im Emirates GC ging er als geteilter Zweiter nach dem dritten Tag gemeinsam mit Lee Westwood und Stephen Gallacher ebenso im Leaderflight auf die Schlussrunde wie beim „Avantha Masters“ im DLF G&CC im indischen Neu Delhi, als der Südafrikaner Jbe Kruger und Jean-Baptiste Gonnet aus Frankreich seine Partner im letzten Flight waren.
In Dubai belegte Marcel Siem letztlich den vierten Platz hinter dem siegreichen Spanier Rafael Cabrera-Bello und den geteilten Zweiten Stephen Gallacher und Lee Westwood, in Neu Delhi teilte er sich den zweiten Platz mit dem Spanier Jorge Campillo, zwei Schläge zurück hinter dem siegreichen Südafrikaner Jbe Kruger.
Nach weiteren erstklassigen Resultaten – u.a. Platz 12 bei der „Commercialbank Qatar Masters“ in Doha und Platz 17 bei der „Open de Andalucia Costa del Sol“ im Aloha GC rangiert Marcel Siem im „Race to Dubai“ derzeit an 15. Stelle.
So weit oben stand er noch nie, in den ersten 6 Turnieren des Jahres hat er bereits über 300 000 Euro eingespielt. Die Tourkarte für 2013 scheint er bereits jetzt schon in der Tasche zu haben, und den Termin 22. bis 25. November 2012 hat er fest eingeplant. Dann wird nämlich in Dubai das „World Tour Championship-Finale“ ausgetragen. „Ich möchte in diesem Jahr unter den besten 100 der Welt sein und dann Angriff auf die Platzierungen um die 50 nehmen“, nennt er, derzeit Nummer 138 der Welt, ehrgeizige, aber durchaus realistische Ziele.
Fast hätte es Marcel Siem auch geschafft, Anfang März an der „World Golfers Championship“ im Doral Golf Resort & Spa in Florida teilzunehmen. Eine Woche zuvor hatte er als 10. des Race to Dubai sein Ticket sicher, doch dann machte ihm im letzten Moment der Schwede Peter Hanson einen Strich durch die Rechnung und schickte ihn raus aus den Top-Ten. „Es ist schon ärgerlich“, verriet Marcel Siem im Gespräch mit Golf.de, „da fehlen dir 2 500 Euro Preisgeld, um im Doral Golf Resort & Spa dabei zu sein.“
Der „verlorene Sohn“ kehrt zurück
Zugegeben, der Familienvater ist seit der Geburt seiner Tochter im letzten Jahr wesentlich entspannter geworden, hat sein Blickfeld erweitert, mehr Verantwortung übernommen. Das kommt seinem Spiel zugute. Das private Umfeld hat ihn menschlich stark werden lassen. Und sportlich? „Es wurde einfach Zeit, etwas zu ändern“, sinnierte Marcel Siem, „ich war mit den Ergebnissen im vergangenen Jahr einfach nicht zufrieden.“
Aber – die Schuld sucht er keinesfalls bei seinem ehemaligen Ausrüster, doch „manchmal tut eine Veränderung gut!“ So kehrte der „verlorene Sohn“ Anfang des Jahres wieder zurück zu Mizuno. Marcel Siem: „Das war eine Entscheidung des Herzens.“ Die japanische Schlägermarke hatte ihn in den ersten Jahren seiner Amateurlaufbahn und auch bei den Anfängen als Profi unterstützt. „Ich habe in den letzten drei Jahren immer etwas Heimweh bekommen, wenn ich eines der blau-weißen Mizuno-Bags gesehen habe“, so der Ratinger, „und ich habe das Gefühl, dass Mizuno weiterhin die besten Blades herstellt, auch wenn die Unterschiede immer geringer werden.“
In die Saison 2012 startete Siem mit elf Schlägern seines neuen Ausstatters, die er im National Fitting Centre in Neuss aus- und anprobiert hatte. „Die Eisen überzeugten ihn von Anfang an, und auch vom Driver war er begeistert“, beschrieb Eduard Eckrodt, Golf Divison Manager von Mizuno und verantwortlich für die Niederlassung Deutschland mit den Ländern Deutschland, Österreich, Tschechische Republik, Slowakei und Polen, die Situation. Und Marcel Siem ergänzt: „Ich mag besonders den weichen Impact der Eisen. Das kommt meinem Spiel entgegen und ergänzt sich hervorragend mit dem neuen Ball.“
Hier das gesamte Bag von Marcel Siem für 2012:
- Driver: Mizuno „MP 650“ (8 Grad)
- Fairwayhölzer: TaylorMade „R11S“ Holz 3 (13 Grad; Schaft: Aldila „RIP Phenom“) und 5 (17 Grad; Schaft: Graffaloy „Blue“)
- Eisen (3-PW): Mizuno „MP-69“ (Schäfte: True Temper „Dynamic Gold X100“)
- Wedges: Mizuno „MP-T12“ Wedges (51 und 58 Grad; Schäfte: True Temper „Dynamic Gold X100“)
- Putter: Scotty Cameron by Titleist „Studio Select Kombi“
- Ball: Titleist „Pro V1x“