Die Macht des Wortes

Golf&PsycheAuch wenn wir alle Golf spielen, glücklicherweise sind wir doch noch alle Individuen. Das gilt sowohl für die Technik als natürlich auch für das Mentale. Und deswegen ist es essentiell, dass jeder Golfer seine eigene Sprache kennt.

Ein Golfer puttet konsequent, der andere hört das Wort und schiebt jeden Putt 3 m hinter das Loch. Vielleicht wäre er erfolgreicher, wenn er entschlossen putten würde. Einer Golferin hilft es, locker zu schwingen, eine andere verspannt sich gerade deswegen und schwingt entspannt besser. Ob jemand mit dem Golfschläger schwingt oder schlägt, ist ebenso typabhängig wie ob er sich jetzt zusammen nehmen muss oder den Überblick behalten muss.

Worte sind so mächtig, dass die persönlich falsche Wortwahl zu unerwünschten Nebeneffekten führt. Derjenige, der sich mental im Griff hat, würde eventuell erfolgreicher spielen, wenn er auf seine mentale Stärke vertraute. Denn allein die Formulierung „im Griff haben“ deutet auf angespannte Muskeln hin. Je mehr Muskeln angespannt sind, desto schwieriger wird es, locker, entspannt, rhythmisch zu schwingen.

Auch oft gehört ist: „Jetzt mache ich mal einen ganz schönen/weiten/geraden Schlag.“ Das Resultat ist vielen von uns nur allzu gut bekannt. Abhilfe kann hier die Formulierung „Ich schicke den mal nach vorne“ schaffen. Warum? Weil keine besondere Erwartung an den Schlag gestellt wird und nicht mehr besonders fest oder gesteuert geschlagen wird.

Seien Sie neugierig auf sich selbst. Horchen Sie in sich hinein, ob Sie denken: „Mein Pro sagt, ich soll weniger mit den Armen steuern“ oder „kompakt bleiben und ziehen“. Schon der Gedanke, dass der Pro etwas sagt, zeigt, dass die Worte nicht wirklich bei Ihnen angekommen sind. Denn Anweisungen, die man in der eigenen Sprache an sich richtet, kommen eher im Körper an, weil man sich versteht. Hören Sie anderen Golfern zu, wenn diese über ihr Spiel und ihre Technik sprechen. Irgend jemand wird sprachlich mit Ihnen auf einer Wellenlänge sein. Greifen Sie zum golferischen Plagiarismus (Diebstahl geistigen Eigentums). Machen Sie sich die Worte zu eigen, die am kompatibelsten mit Ihrem Golfspiel sind und die zu mehr erfolgreichen Golfrunden für Sie führen.

Golf&Psyche

Ein weiterer Aspekt der Formulierungen ist, das Wort NICHT aus dem eigenen Golfspiel und vielleicht auch aus anderen Bereichen zu verbannen. Denken Sie jetzt nicht an Ihre alte Telefonnummer von früher. Und, wie lautet die Zahlenkombination? Sie sehen, das Wort nicht hat Sie nicht erreicht. Vermeiden Sie die Hoffnung, nicht in den Bunker zu spielen, sondern suchen Sie sich ein deutliches Ziel auf dem Fairway. Umgehen Sie den Gedanken, „hoffentlich spiele ich den nicht nach links“, fokussieren Sie stattdessen noch genauer darauf, wo Sie hin wollen. Beobachten Sie Ihre eigene Ausdrucksweise auf der Runde. Es ist aufschlussreich, wie häufig das unscheinbare Wörtchen ‚nicht’ sich in unsere Formulierungen einschleicht. Auch außerhalb der Runde ist es allgegenwärtig. Wie oft sagen wir Kindern, „fall da nicht runter“. Das Kind hat bis dahin traumwandlerisch sicher auf einem Geländer balanciert, nach der Ansage denkt es über das Fallen nach und verliert das Gleichgewicht.

Das sagt der Profi Dennis Küpper

„Bei Professionals ist es genau dasselbe. Jeder Pro findet im Laufe seiner Karriere heraus, was für ihn am besten ist. Dazu gehören auch die Selbstgespräche und die Gespräche mit dem Caddie oder Trainer. Fragt der Spieler seinen Caddie nach dessen Meinung, stimmt der Caddie dem Spieler zu 99,9 Prozent zu, egal ob dieser meint, dass der Schlag oder die Schlägerwahl richtig ist. Eine klare und überzeugte Zustimmung bestärkt den Spieler so sehr, dass die äußeren Rahmenbedingungen (Wetter, Schlägerwahl, Distanz) sekundär werden. Häufig ist der Satz zu hören: „It‘s just a solid one“ (es ist nur ein solider Schlag) oder „It‘s just a solid stroke“ (es ist nur eine solide Puttbewegung). Die schwierige Aufgabe wird heruntergespielt, um die Erwartungshaltung zu lockern. Die Art und Weise, wie der Caddie oder der Spieler die Aussage rüberbringt, ist allerdings enorm wichtig.“

 

Golf an Rhein und Ruhr © 2024 Alle Rechte vorbehalten! Impressum | Datenschutz