Es gibt zwei Kategorien von Golfern, die Denker und die Spieler. So sehe ich das zumindest, wobei die Denker von ihrem Intellekt ferngesteuert sind. Sie tüfteln und basteln an ihrem Schwung, bevor sie schlagen, sie peilen die Länge mit dem Lasergerät, machen viele Probeputts und Probeschwünge und ärgern sich, wenn die gestellte Aufgabe nicht zu 100 % gelingt. Die Denker haben es schwer im Turnier, sie leiden oft. Sie verzweifeln besonders dann, wenn sie keine Kontrolle über das Spiel haben. Zugegeben, die grob verallgemeinerte Beschreibung ist nicht ganz fair. Doch meistens trauen sich die Denker nicht, mit ihren Instinkten Golf zu spielen. Sie vertrauen nicht auf das wichtigste Potenzial des Spielers.
Hochentwickelte Spieler wissen z.B., dass ein 100 Meter Laser-Schlag zusätzlich von Wind, schwüler Luft, Tagesform und Geländefragen abhängt. Der Spieler vertraut seiner Instinkt sicheren Einschätzung. 100 Meter sind dann plötzlich als 120 Meter zu spielen, egal, was der Laser meldet. Das geht ganz schnell, hinschauen, empfinden, auf das innere Raubtier hören. Man nennt es auch die innere Stimme oder Bauchgehirn. Absurd ist, dass schon junge Spieler den 20 Meter-Chip mit dem Laser peilen. Verblödung lass grüßen. GPS, Laser, Computer & Co sind einzig erfunden, um unsere Instinkte zu vernebeln und verkümmern zu lassen. Das hat System, nur eine träge, blöde Masse Mensch ist manipulierbar.
Instinktsicherheit heißt keine Probeputts. Nur peilen, intuitiv erfassen und putten. Das gilt für alle Schläge. Wer seinen Instinkten traut und sein Unterbewusstsein die Arbeit machen lässt, hat kein Problem mit der Zweifelitis. Die intellektuellen Denker zweifeln gerne an sich und den Umständen. Der Zweifel spannt an, und die Schläge gelingen nicht unter Anspannung. Instinktsicherheit bedeutet, sich selbst vertrauen zu können und damit Golfschläge geschehen zu lassen.
Auf dem Golfplatz sind wir alle als Raubtiere unterwegs. Das hat mit dem Reptilienhirn zu tun, wo Instinktsicherheit evolutionsbedingt verankert ist. Das Raubtier erkennt sofort, wo es lang geht, es kennt Angriff oder Flucht, im Notfall die Erstarrung. Fühlt sich das innere Tier sicher, dann kann es entspannt spielen. Mit seinen Instinkten wittert das Raubtier alles. Wenn die Aura und der Sicherheitsabstand bedroht sind, dann geht das biologische System sofort auf Alarm, in Anspannung zur Flucht oder zum Angriff. Was hat das jetzt mit Golf zu tun? Wenn ein Mitspieler zu nah bei uns steht, ob Grün oder Abschlag, dann stört uns was. Der Spieler ändert die Situation sofort und sorgt dafür, dass der Sicherheitsabstand hergestellt wird.
Der intellektuelle Denker meint, das störe nicht, obwohl seine Instinkte schon längst Alarm gemeldet haben. Anspannung entsteht, der Schlag misslingt. Es ist immer wieder das gleiche banale Muster: Sorge für reine Luft in deiner Aura, vertraue dir und lass es geschehen.
Wenn, wie kürzlich von einer Seniorinnenliga berichtet, die Mitspielerin mehrfach auf dem Grün den Marker näher zum Loch befördert, dann melden die Instinkte Bedrohung und Alarm, man will der Gegnerin an die Gurgel. Schon beim ersten Mal muss sofort die Luft bereinigt werden, sonst steckt die Anspannung in der Gurgel.
Wenn wir in einem Vierer unterwegs und auf dem Grün dran sind, dann ist die planerische Mithilfe des Partners schon eine Bedrohung des inneren Raubtiers, was meistens Zweifel und Verwirrung hervorruft, Angriff oder Flucht jetzt gerade nicht auf dem Grün möglich sind. Lieber Viererpartner, liebe Eheleute, sorgt für reine Luft in Eurer Aura. Wer wollte nicht schon den Besserwissern an die Gurgel…
Wenn Sie mir doch nur Glauben schenken würden. Fast alle Golfer machen viel zu viel unnötiges Zeug und hören nicht auf ihre Instinkte. Bitte hören, sehen und fühlen Sie ab sofort ohne intellektuelle Kommentare und vertrauen Sie ihrem inneren System. Das kann geübt werden. Spielen Sie neun Löcher ganz alleine ohne Probeschwünge, seien Sie wie ein Raubtier und weniger intellektuell, und sie werden sich wundern.
Warum spielen wir Golf? Um zu gewinnen natürlich. Und dafür braucht es die Lust, ein Raubtier zu sein…
Herzlichst
Ihre Uschi Beer