Die Neusser Künstlerin Gerti Idzior passt so recht in keine Schablone. Wie ihre Kunstwerke, meist großformatige Acrylmalerei in vielen ausdrucksstarken Farben und Formen auf mehreren Ebenen, oft abstrakt verfremdet, ist sie scheinbar alterslos, sehr offen mit einer sonoren Stimme, die sich in kürzester Zeit zu einem helltönenden Lachen aufschwingt. Eine zugewandte, herzliche Frau. Ihre Leidenschaft war beruflich die Tiermedizin, nun sind es das Golfen, Segeln, die Fotographie und die Malerei.
Bei meiner lockeren Folge von Golf & Kunst ist es eine lieb gewordene Gewohnheit, mit der Künstlerin oder dem Künstler eine gemeinsame Runde Golf zu spielen. Über 18 Löcher erfahre ich ganz nebenbei eine Menge über die Person, ihren Werdegang und die Einstellung zum Golfsport. Gerti Idzior merkt man die ehemalige Leistungssportlerin (Handball) an. Der Schwung vom powervollen Drive bis zum präzisen Putt zeugt Gefühl für Schwung und Dynamik, von effektivem Training. Vor dem Schwung visualisiert sie das Ziel wie ein Motiv für ein Bild. Obwohl wir eine entspannte Runde spielten, dieses Mal im GC Erftaue, viel erzählt haben, entschied sich mein Gast für den Lochspiel-Modus – Sport ist für sie immer auch Wettbewerb. Gewonnen? Haben wir beide.
Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner verlassen sie regelmäßig das heimische Neuss, mutieren zu Zugvögeln, durchquerten in den letzten Jahren per Wohnmobil Australien, die USA und Südamerika von Feuerland bis Kolumbien. Dabei war der Amazonas genau so beeindruckend wie die Galapagos Inseln oder die Atacama Wüste. Meistens ER am Steuer, SIE mit der Kamera im Anschlag, immer auf der Suche nach dem ´besonderen Augenblick´, nach faszinierender Landschaft, interessanten Menschen, spannenden Situationen – festgehalten in Fotobüchern und Reiseberichten.
Aus diesem reichen Schatz schöpft Gerti Idzior zuhause in ihrem Atelier Ideen, lässt sich inspirieren zu neuen Bildern, geht ´zurück auf die Reise´. Die Faszination von Farben, Formen und Strukturen, Gesteinen, Wasser und Landschaften findet ihren Ausdruck auf der Leinwand. Mit leuchtenden Augen erzählt sie von mehrfachen Andenüberquerungen von den Sedimentschichten, die zum Mischen von Farben einladen.
Vielschichtig wie ihre Vita ist auch ihre ´Mehr-Ebenen-Malerei´. Man erfährt, dass viele einzelne Bilder übereinander gemalt werden, jedes Bild eine Ebene, mit den vorhandenen in Farbe und Form abgestimmt. Braucht es für diese Gestaltung Betrachter mit viel Vorstellungsvermögen? „Nein, sich einfach in das Bild fallen lassen, in dessen Tiefen eintauchen und Kontraste und Spannungen auf sich wirken lassen“.
Zur Zeit beherrscht eine gigantische Leinwand (160 x 270 cm) mit Farbwolken in gelb, grün und türkis die Wand des Ateliers. Man spürt die Spontaneität, die Kommunikation zwischen Produktion und Künstlerin. Was daraus wird? „Schau´n wir mal, langsam kommt es meiner Vision näher.“
Wie beim Golf ist Malerei oft verbunden mit Frust, Ratlosigkeit, Begeisterung und mit Mut: Mut, das Gemalte zu zerstören – für eine neue Situation, Idee. „So entwickele ich das Bild, nur so komme ich zu Einklang und Harmonie und empfinde das Bild endlich als fertig. Ich biete dem Betrachter Durchblicke, Mehrdeutigkeiten und die Möglichkeit, eigene Phantasien zu entwickeln, die oft in eine vollständig andere Richtung gehen als meine. Darüber freue ich mich, weil ich dann etwas ausgelöst habe. Aus ursprünglichen Farbklecksen entstand früher mal „Der Frosch“.
GOLF Rhein-Ruhr besuchte Gerti Idzior bereits vor zwei Jahren in ihrem Atelier. Damals standen ihre Golfbilder, weniger abstrakt, im Mittelpunkt. Diese Bilder haben heute zum Teil ihren Platz gefunden im MedGolf Institut im Golfclub Hummelbachaue. Auf meine Frage: „Das kann´s doch nicht gewesen sein mit der Golfkunst?“ öffnet die Maestra verschmitzt lächelnd die Tür zu einem mit Leinwänden vollgestopften Nebenraum. „Na klar gibt es auch weiterhin Golfbilder. Dafür faszinieren mich die Dynamik und Spannung des Golfschwungs viel zu sehr. Es gibt im Golf wie in der Malerei ebenso wenig ein ´ich kann´s´ wie ´ich habe alles gemalt´.“
Die Skizzen machen neugierig, in welcher Technik sie entstehen werden.
Da schaut Gerti Idzior sich schweigend in ihrem Atelier um und spricht: „Hier bin ich ICH!“
ZUR PERSON
Name: Gerti Idzior
Geboren: 1946
e-mail: idzior46@web.de
Werdegang:
nach Abitur und Fachschulstudium in Veterinärmedizin
- Arbeit in Tierklinik, später in eigener Tierarztpraxis in Schleswig-Holstein
- früher Leistungssport Handball, heute Segeln und Golfen
- Segelboot- und Off-Road-Reisen in alle Teile der Welt
- nach Aquarell- und Acrylmalerei in der Startphase der Malerei Schwerpunkt auf Großformaten in Öl und Eitempera bei Prof. Dr. Daoud Anad und auf Seminaren an der Kunstakademie in Trier u.a. Bettina Wächter, Prof. Klaus Hoefs, Rolf Viva