Pace of Play

Golf Psyche KulisseEgal, ob Profi-Golfer oder Amateur-Spieler: Die Spielgeschwindigkeit (engl. pace of play) ist immer wieder Thema für Diskussionen. Während im professionellen Golf die Spieler die Zeit grundsätzlich im Auge behalten, da ansonsten teils empfindliche Strafen drohen, scheiden sich im Amateur-Bereich die Geister, ob nun der eine Flight zu langsam oder der andere Flight zu schnell ist.

Slow play is cheating (langsam Spielen ist Pfuschen!)

Im professionellen Golf werden das „Pace of Play“ sehr genau beobachtet und Zeitüberschreitungen streng geahndet. Uns Profis drohen saftige Geldstrafen oder Strafschläge, wenn wir länger als 40 Sekunden pro Schlag brauchen. Spieler, die sich am Ball mehr Zeit nehmen als erlaubt, verschaffen sich einen Vorteil und verzögern so auch das Spiel ihrer Flightpartner. Einmal vom Schiedsrichter auf die Uhr genommen, kommt auch bei uns Profis Hektik ins Spiel.

Drängler oder Schleicher?

Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie haben ein paar Stunden Zeit und wollen „mal eben“ 18 Loch spielen. Gute vier Stunden haben Sie eingeplant, entnervt brechen Sie Ihr Spiel nach fünf Stunden und ewigem Warten ab. Oder kennen Sie das? Sie spielen auf ihrem Heimatplatz und hinter Ihnen im Flight wird gedrängelt, als würde das Golfspiel morgen abgeschafft. Den einen geht es nie schnell genug, die anderen kommen auf dem Golfplatz nicht zur Ruhe.

Gerade Anfänger haben häufig die Wahrnehmung, dass sie den Spielbetrieb aufhalten. Dies liegt einerseits darin begründet, dass jeder Spieler zu Beginn seiner Golferkarriere einfach deutlich mehr Schläge auf einer Bahn benötigt als ein alter Hase. Andererseits wird dem Thema „Durchspielen lassen“ gerade im Rahmen von Platzreifekursen eine große Bedeutung beigemessen.

Eine typische Runde verläuft dann etwa so: Sie spielen ganz passabel, es ist alles in bester Ordnung. Irgendwann schauen Sie sich 100 Meter nach dem Abschlag um, und es steht schon die nächste Gruppe am Tee. Das schlechte Gewissen setzt ein. „Ich halte alles auf, ich muss schneller spielen.“ Die Konsequenz ist meist ein hektischer nächster Schlag, damit die Bahn schnell wieder frei wird. Doch dann nimmt das Unheil seinen Lauf: Der Spieler zollt der Hektik Tribut und schon fliegen die Bälle weniger weit als vorher oder in Richtungen, die die Spielzeit auch nicht wirklich verkürzen. Entnervt wird dann der Ball aufgenommen und zum nächsten Tee gestapft. Vorbei ist es mit einer entspannten Runde.

Langsames Spiel im Vorflight verursacht auch Stress im Folgeflight. Jede Bewegung der Spieler auf der Bahn davor wird kritisch beäugt, jeder Griff zu einem anderen Schläger, jede Suche nach einem Ball wird kommentiert. Mitunter stacheln sich die Flightpartner verbal gegenseitig an. Die Folge ist, dass die Unzufriedenheit wächst und der Fokus längst nicht mehr auf dem eigenen Spiel liegt. Manchmal kommt es dann zu Kurzschlussreaktionen, wie doch schon einmal abschlagen, damit die bummelnden Spieler auch wirklich wissen, dass sie zu langsam sind. Nun sind Hektik und Stress definitiv auf beiden Seiten angekommen.

Kühlen Kopf bewahren

Die alles entscheidende Frage ist: Bin ich wirklich zu langsam oder ist der Flight hinter mir nur schneller? Falls die Gruppe hinter Ihnen einen Spieler weniger hat, lassen Sie einfach durchspielen. Dies erspart viel Stress, Ärger und Aufregung. Stellen Sie fest, dass Ihr Flight wirklich zu langsam ist, d.h. zwischen Ihrem Flight und dem davor sind ein oder mehrere Bahnen frei, dann sollten Sie ein wenig Zeit gewinnen. Versuchen Sie immer einen kurzen (nicht drängeln!) Abstand zu Ihrem vorderen Flight zu halten. Die meisten Staus entstehen immer wieder, weil die allgemeine Annahme ist, ich muss nur schneller sein als der Flight hinter mir. Bitte nicht! Orientieren Sie sich nach vorne.

Zeit gewinnen

Eine grundlegende Regel ist: Seien Sie bereit zu schlagen wenn Sie dran sind. Treffen Sie alle Entscheidungen bezüglich Schlägerwahl und Spielweise schon, wenn der Mitspieler noch mit seinem Schlag beschäftigt ist. Machen Sie sich auf dem Weg zu Ihrem Ball einen Plan, schauen Sie dann nur noch kurz, ob die Lage wirklich zu Ihrer Entscheidung passt und spielen Sie dann weiter. Überprüfen Sie Ihre Preshot-Routine: Wären Sie Profi-Turnier tauglich? Brauchen Sie nur 40 Sekunden? Wunderbar, weiter so! Sind es mehr Sekunden? Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Routine zu überprüfen. Seien Sie kritisch mit sich selbst, welche Bestandteile Ihnen wirklich Sicherheit geben und welche sich im Laufe der Zeit lediglich als Zeitfresser eingeschlichen haben.

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