Seinen bislang größten Erfolg feierte der 24-jährige Claas-Eric Borges vom GC Essen-Heidhausen Ende April bei der deutschen Lochspiel-Meisterschaft in Frankfurt. Nach Erfolgen in der Gruppenrunde, seinen Siegen im Viertel- und Halbfinale folgte am Schlusstag im Endspiel ein großartiger 2&1-Erfolg gegen den Lokalmatadoren Martin Keskari, er wurde damit würdiger Nachfolger von Nicolai von Dellingshausen, der auf Platz 3 kam.
Nachdem Jubel und Trubel vorbei waren, sprach „Golf Rhein Ruhr“ mit dem neuen deutschen Meister.
Golf Rhein Ruhr: Herzlichen Glückwunsch zur deutschen Meisterschaft, sicherlich der wohl größte Moment in Ihrer bisherigen sportlichen Karriere. Aber alles muss ja mal einen Anfang gehabt haben. Durch wen sind Sie zum Golf gekommen und wo haben Sie begonnen?
Claas-Eric Borges: „Ich habe als Quereinsteiger erst mit 12 Jahren im GC Mülheim a.d.R. angefangen, davor sehr intensiv und erfolgreich auf Leistungsebene Tennis gespielt. Meine Eltern, insbesondere mein Vater, hielten es aber für wichtig, eine Ausgleichssportart zu machen, und somit nahm er mich zum ersten Mal mit auf die Driving Range der Golfanlage Hummelbachaue, wo ich meine ersten Schläge machte.

Zur Person
Claas-Eric Borges
Geboren: 29. März 1990 in Mülheim an der Ruhr
Ausbildung: Abitur, Bürokommunikationskaufmann
Golf: seit 2001
Aktuelles Handicap: +3,8
Asse: 2 Asse und 1 Albatros
Golfclub-Stationen: 2001 – 2009 GC Mülheim a.d.R., 2010 – 2011 Düsseldorfer GC, ab 2012: GC Essen-Heidhausen
Sponsoren bzw. Unterstützter: meine Familie, Freunde, Thomas Werner, Patrick Fromme (Trainer), Bernd Riekenbrock (Mentalcoach), Golfclub Essen-Heidhausen
Berufsziel: Playing Pro ab 2015. Geplant sind zunächst 3 Jahre, beginnend auf der Pro Golf Tour. 3 Jahre, um mir selbst eine realistische Chance zu geben, im Profilager Fuß zu fassen bzw. in die nächst höheren Touren (Challenge und European Tour) aufzusteigen. Lang ersehnter Traum, der nun wahr werden könnte.
Dort packte mich das Golffieber, und wir fanden für mich eine Möglichkeit als Quereinsteiger über eine Schulsichtung des Golfclubs Mülheim, intensiv mit dem Golfsport zu beginnen bzw. diesen richtig zu erlernen. Erst im Alter von 14 Jahren wandte ich mich dann komplett dem Golfen zu und hörte von jetzt auf gleich mit Tennis auf, da es mir nicht reichte, Golf nur als Ausgleichssportart zu betreiben und mich zugleich für Golf und gegen Tennis entschieden hatte.“
Golf Rhein-Ruhr: Welche Golfclub-Stationen hat’s bislang gegeben?
Claas-Eric Borges: „2001 bin ich in den GC Mülheim a.d.R. eingetreten. Ab 2004 war ich vollends mit dem Golfvirus infiziert, verbrachte jede freie Minute auf dem Golfplatz. Dies führte dazu, dass ich 2006 in den Nationalkader unter der Leitung von Roland Becker berufen wurde und dort 1 ½ Jahre eine unglaublich lehrreiche und spannende Zeit verbringen konnte. 2010 wechselte ich zum Düsseldorfer GC. Dort sammelte ich Bundesligaerfahrungen und verbrachte auch eine unglaublich tolle Zeit in einer großartigen Mannschaft, die sich insbesondere durch ihren starken Teamgeist auszeichnete.
Meine bislang letzte Station ist der GC Essen-Heidhausen. Dort habe ich 2012 in der Landesliga begonnen, sind 2013 aufgestiegen in die Oberliga, und nun spielen wir 2014 in der Regionalliga. Auch hier in Heidhausen habe ich in den vergangenen Jahren eine tolle Mannschaft kennengelernt, mit der ich bisher schon viele prägende Ereignisse durchlebt habe. Hier fand ich meinen Trainer Patrick Fromme („Zaubi“) wieder, den ich bereits aus meiner Mülheimer Zeit kannte, der mich seither auf meinem Weg begleitet.“
Golf Rhein Ruhr: Auf welche nennenswerten Erfolge als Einzel und/oder als Teamspieler können Sie zurückblicken?
Claas-Eric Borges: „Es hat erfreulicherweise schon zu einigen Titeln und Meisterschaften gelangt, zum Bespiel zweimaliger NRW-Meister, 2007: 4. Platz Deutsche Meisterschaften, Länderpokalsieger NRW; 2009: Sieger Est Am Open (Estland), 3. Platz DM, 3. Platz Länderpokal NRW; 2010: 2. Platz Luxembourg Amateur Championship; 2011: Sieger Hungarian Amateur Championship, Vizemeister Schniewind mit dem Düsseldorfer GC ; 2012: 2. Platz Luxembourg Amateur Championship; 2013: Sieger Lithuanian Amateur Open Championship; 2014: Deutscher Lochspielmeister.“
Golf Rhein Ruhr: Der Sieg bei der deutschen Lochspiel-Meisterschaft 2014 in Frankfurt war Ihr bislang größter Erfolg?
Claas-Eric Borges: „Ja ganz klar, das war schon mein größter Erfolg bisher!“
Golf Rhein Ruhr: Sind Sie mit einem guten Gefühl nach Frankfurt angereist?
Claas-Eric Borges: „Ja. Nachdem ich zunächst eine sehr gute Saisonvorbereitung über mehrere Wochen in Spanien genießen durfte und somit intensiv an meinem Spiel arbeiten konnte, war der Start in die Saison geebnet. Meine gute Form spiegelte sich sogleich in meinem Auftaktturnier, den Internationalen Amateur Meisterschaften von Italien, wider. Drei Tage lang führte ich das Teilnehmerfeld an, wurde jedoch in der letzten Runde abgefangen. Mit der erreichten Top-Ten Platzierung konnte ich mit einem sehr guten Gefühl in Frankfurt antreten.“
Golf Rhein Ruhr: Haben Sie das gute Gefühl bis zum Ende behalten?
Claas-Eric Borges: „Nicht nur das. Mein gutes Gefühl hat sich von Match zu Match gesteigert. Durch den Sieg in der ersten Runde steigerte sich mein Selbstbewusstsein, was sich sehr positiv auf mein gesamtes Spiel bzw. die gesamte Woche auswirkte. Einen unglaublichen Emotions- und Motivationsschub brachte mir die Begegnung gegen Marcel Ohorn. Dieses Match zeigte mir, in welch’ guter Verfassung ich bin bzw. war. Selbst ein kleiner Einbruch in der zweiten Phase des Halbfinals brachte mich nicht aus der Fassung, ganz im Gegenteil, mein positives Gefühl stieg nach dem Sieg im Stechen weiter an. Somit konnte mit 200 Prozent Selbstbewusstsein, Motivation, Touch in den Fingern und einer lockeren Hose in die Finalrunde starten.“
Golf Rhein Ruhr: In diesem Finale führte Ihr Gegner Martin Keskari bereits mit 2auf. Aber letztlich konnten Sie das Spiel noch drehen. Wie haben Sie diese enorme Energieleistung geschafft?
Claas-Eric Borges: „Das habe ich meinem Mental-Coach Bernd Riekenbrock zu verdanken. Vor drei Jahren bin ich zu ihm gegangen, weil ich keine mentale Stabilität hatte. Bei Turnieren ist es mir immer wieder passiert, dass ich unter Druck meine Spielstärke nicht abrufen konnte. Ich reagierte damals emotional stark negativ, und das hat sich sofort auf mein Spiel ausgewirkt.
Bernd Riekenbrock hat ein eigenes Konzept entwickelt, in dem er die bewährten Methoden des sportlichen Mentaltrainings mit kognitivem Stressmanagement verbindet. Daraus hat er ein individuelles Trainingsprogramm für mich erarbeitet, das ich natürlich auf dem Golfplatz, aber auch ganz allgemein umsetze. Mit diesen Werkzeugen gelingt es mir, auch in kritischen Situationen gelassen zu bleiben, mich neu zu motivieren, positive Emotionen wie Sicherheit, Selbstvertrauen und Zuversicht herzustellen.
Ich habe meine innere Einstellung komplett verändert. Mein Fokus liegt heute ganz einfach nur noch darauf, dass Golf für mich eine große Freude und positive Herausforderung ist. „Claas hab` Spaß“ ist mein wichtigstes Denkmuster. Und deshalb konnte ich auch in Frankfurt konstant auf meinem besten Niveau spielen.“
Golf Rhein Ruhr: Haben sich nach der DM die DGV-Trainer zu Wort gemeldet?
Claas-Eric Borges: „Nein, aber vielleicht bekomme ich die Chance ja noch ein zweites Mal.“
Golf Rhein Ruhr: Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr 2014 gesteckt:
Claas-Eric Borges: „Mit demTeam vom GC Essen-Heidhausen den Klassenerhalt in der Regionalliga und im besten Fall den Aufstieg in die 2. Bundesliga, außerdem möchten wir in die erste Liga des Willy Schniewind Mannschaftspreises aufsteigen.
Als Einzelspieler möchte ich meinen Durchschnittsscore um einen ganzen Schlag zum Vorjahr verbessern, bei der Deutschen Meisterschaften in die Top 8 kommen, gut abschneiden bei Internationalen Amateur- und Pro Golf Tour-Turnieren, mich mental immer weiter entwickeln. Im Kurzspielbereich kann ich noch variabler werden und putten, bis der Arzt kommt. Für mich als Fadespieler ist eine große Herausforderung ein hoher exakter Draw mit dem Driver.“
Golf Rhein Ruhr: War war Ihre zuletzt beste Entscheidung?
Claas-Eric Borges: „Eine super Entscheidung war es, Ende des vergangenen Jahres gemeinsam mit meiner Mutter meine Schwester in Australien zu besuchen. Dort konnte ich mir die nötige Kraft und Ausgeglichenheit für diese Saison holen. Wir konnten endlich nach drei Jahren mal wieder gemeinsam Weihnachten verbringen, bei 30 Grad und Sonne. Insgesamt ein unvergessliches Erlebnis.“
Das Gespräch führte Claus-Peter Doetsch, für die Fotos sorgte Stefan Blümer (Foto: DGV/stebl).