Gönnen können

StadtmeisterEin interessantes Phänomen grassiert vor allem im Amateurbereich des Golfsports: Nicht gönnen können. Da freut sich der eine Spieler, dass er gerade mit Strafschlag sein Par gerettet hat, weil er einen wunderbaren Chip direkt einlocht, und sieht, wie ein Flightpartner die Augen rollt. Mit den Gedanken am nächsten Loch angekommen, hofft der erfolgreiche Chipper, dass der zwei Meter Putt des Mitspielers bitte nicht fallen möge. Schließlich hatte der ihm eben den guten Schlag ja auch nicht gegönnt. Doch der Ball rollt, nimmt perfekt das kaum zu sehende Break an und rollt mittig ins Loch. Statt den guten Putt anzuerkennen, sieht sich der Spieler mit dem guten Chip am Loch zuvor mit seinem eigenen 80 cm Putt konfrontiert. Und, obwohl diese Distanz sonst seine Stärke ist, rollt der Ball am Loch vorbei und ist zu schnell. Ein unerfreulicher Drei-Putt ist die Folge. Der Ärger ist groß.

Die Unzufriedenheit resultiert also einerseits daraus, dass sich der Golfer vom eigenen Glück verlassen sieht und dieses nun bei einem Flightpartner wahrnimmt. Zusätzlich hängt er noch der Tatsache hinterher, dass ihm am Loch zuvor sein guter Chip augenscheinlich nicht gegönnt wurde. Statt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und Schlag für Schlag ein nächstes gutes Loch zu spielen, nagt das schlechte Ergebnis des vorangegangenen Lochs am Spieler, und die Verärgerung steigt. Es entsteht eine Negativspirale, die es schnell zu beenden gilt.

Das sagt der Profi Dennis Küpper:

„Uns Profis ist eines klar: Ich bin ganz alleine für mein Spiel verantwortlich. An einem Tag reicht das für eine gute Platzierung, an einem anderen Tag nicht. Schließlich wollen alle Golfer ihr Bestes geben und erfolgreich scoren. Ich spiele mein bestes Golf, indem ich mich auf meine eigenen Stärken fokussiere, Schlag für Schlag den Score niedrig halte und um mein eigenes Können weiß. Ich spiele schließlich immer so gut, wie ich kann. Dazu gehören auch einmal nicht so gelungene Schläge. Sowohl bei mir, als auch bei meinen Kollegen. Doch schlechte Schläge wünscht sich kein guter Golfer. Weder für sich selbst noch für seine Mitstreiter. Denn schließlich möchte ich selbst ja auch nicht, dass mir irgendwer den Ball aus dem Loch wünscht. Und wenn es einmal nicht wie gewünscht läuft, lerne ich auch aus den erfolgreichen Schlägen meiner Mitbewerber. Welchen Einfluss hat der Wind auf den Ballflug, gibt es ein Break, das ich übersehen habe, wie reagieren die Bälle nach einem Pitch auf das Grün. Indem ich mit offenen Augen und Ohren über den Golfplatz laufe, von allem um mich herum lerne und dies durch positive Emotionen verstärke, spiele ich mein bestes Golf.“

Fazit: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt…

 Unzufriedenheit ist der Feind eines jeden Golfers. Sie entsteht sowohl durch ein nicht gönnen können, das eigene schlechte Spiel, das augenscheinliche Glück eines anderen oder das eigene mutmaßliche Pech. Hier ist, wie in vielen Situationen, die Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Sollte nach einem langen Birdie-Putt des Mitbewerbers nicht die Anerkennung eines guten Putts, sondern vielmehr die Frage im Raum stehen, warum man selbst an einem anderen Loch zuvor einen wesentlich kürzeren Putt vorbeigeschoben hat, verhilft Umdenken zu entspannterem und erfolgreicherem Golf.

 

Unser Gehirn ist so strukturiert, dass es jeden erfolgreichen Schlag, den man mit Genuss nachvollzieht, zum Lernen verwendet. Sei es der eigene oder der eines Mitbewerbers. Unterstützen Sie diesen Lernprozess zusätzlich durch Anerkennung und Freude, wird sich Ihr Hirn noch eher an diese Momente erinnern. Denn jede Emotion hilft bei der Erinnerung. Nutzen Sie jeden guten Schlag auf dem Golfplatz für Ihre Zwecke, egal, wer den Schlag gemacht hat. Fragen Sie sich nicht, ob jemand mehr Glück hat als Sie. Darauf haben Sie keinen Einfluss.

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