Golf am Niederrhein: Herzlichen Glückwunsch zu Platz 2 in der Gesamtwertung im Charles Schwab Cup, das war ja ein erfolgreicher Abschluss einer Saison, die, wie Sie sich selbst äußerten, wieder sehr gut verlaufen ist. Von einer erfolgreichen Saison kann man ja wohl auch bei vielen anderen deutschen Golfspielern sprechen, in erster Linie ja wohl bei Marcel Siem.
Bernhard Langer: „Ja, ich war mit dem Jahr 2012 mehr als zufrieden. Und was man so hört und liest von den anderen deutschen Pro’s, das ist ja sehr erfreulich, ich verfolge das alles ganz genau. Marcel Siem – das war ja wohl die beste Saison, der er je gespielt hat. Das freut mich natürlich sehr. Er ist wohl ruhiger geworden, konstanter in seinen Leistungen. Er wird es bestimmt schaffen, in der Weltrangliste (momentan auf Platz 62) noch weiter nach oben zu klettern und vielleicht bald bei allen Majors mitspielen können.“
Golf am Niederrhein: Martin Kaymer war Anfang des Jahres 2011 die Nummer 1 der Weltrangliste, jetzt nach Abschluss der Saison 2012, ist er ‚nur’ noch auf Rang 32 zu finden.
Bernhard Langer: „Für mich persönlich hat Martin Kaymer auch eine sehr gute Saison gespielt, auch wenn die ganz großen Siege in diesem Jahr ausgeblieben sind. Man erwartete vielleicht ein bisschen zu viel von ihm und vor allem zu schnell. Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass er weiter an seinem Schwung arbeitet. Er will halt auch in 10 Jahren noch in der Weltspitze vertreten sein, da ist es schon notwendig, sich modern auszurichten.“
Golf am Niederrhein: Bleiben wir kurz bei Martin Kaymer. Sie haben ihn beim Ryder Cup im Medinah G&CC getroffen und ihn gewissermaßen eingestellt „auf Sieg“!
Bernhard Langer: „Ja, zwei Tage vor dem ersten Spieltag habe ich mit Martin Kaymer gesprochen und ihm Mut gemacht für die kommenden drei Tage. Am Samstag, als er nicht eingesetzt wurde im Vierer, hat er mich noch mal angerufen. Wir haben uns dann eine Stunde zusammengesetzt, und ich glaube schon, dass ihm diese Stunde etwas gebracht hat. Jedenfalls habe ich mich außerordentlich für ihn gefreut, dass er sein Match gegen Steve Stricker gewonnen und zudem auch noch den entscheidenden Putt zum Sieg der Europäer gelocht hat.“
Golf am Niederrhein: Mit dem Düsseldorfer Maximilian Kieffer hat ein dritter deutscher Spieler den Sprung auf die European Tour 2013 geschafft, eine starke Leistung des 22-Jährigen!“
Bernhard Langer: „Ja, ich habe das mitverfolgt, dass er sich für die Tour qualifiziert hat. Das ist gut für den jungen Burschen und gut natürlich auch für den Golfsport in Deutschland. Ich habe zweimal mit ihm bei Trainingsrunden gespielt, er hat ein großes Potential. Es ist ja nicht so einfach, sich über die Challenge-Tour für die 1. Liga in Europa zu qualifizieren, aber er hat sich dort durchgekämpft, und wer das schafft, der hat auch das Zeug dazu, auf der Tour zu bestehen.“
Golf am Niederrhein: Wir dürfen natürlich nicht die deutschen Proetten vergessen und die Amateure.
Bernhard Langer: „Die Ergebnisse von Sandra Gal auf der LPGA-Tour bekomme ich hier etwas direkter mit als die Resultate von Caroline Masson auf der europäischen Tour. Aber beide bringen schon starke Leistungen. Sandra Gal hat hier in den USA einen festen Platz auf der Tour, und Caroline Masson – Nummer 2 in Europa ist schon eine klasse Leistung, vielleicht schafft sie ja auch den Sprung auf die amerikanische Tour. Spielerisch ist sie dazu auf jeden Fall in der Lage. Und was die Amateure in Deutschland betrifft: Platz 2 bei der Weltmeisterschaft für die Damen, Platz 3 bei der Weltmeisterschaft für die Herren – alle Achtung. Daran erkennt man, dass es in Deutschland aufwärts geht mit den deutschen Golfern – und das freut mich sehr!“
Golf am Niederrhein: Mit der deutschen Ryder-Cup-Bewerbung für 2018 hatte es ja bekanntlich nicht geklappt, jetzt aber zumindest der Solheim-Cup 2015 auf deutschem Boden. Kommt bei Ihnen angesichts dieser eigentlich ja erfreulichen Entscheidung immer noch Ärger hoch, dass es mit der Ryder-Cup-Bewerbung nicht geklappt hat?
Bernhard Langer: „Natürlich bin ich immer noch verärgert über die „deutsche Regierungs-Entscheidung“ und die damit verbundenen null Chancen bei der Bewerbung. Das war damals und bleibt es auch eine falsche Entscheidung. Wir wollten ja kein Geld geschenkt bekommen, das, was man uns vorgestreckt hätte, wäre in weit höherer Summe von uns zurück bezahlt worden. Jetzt freut es mich natürlich, dass es zumindest mit der Bewerbung für den Solheim Cup geklappt hat. Man wird sehen, dass auch dieser Wettbewerb ein finanzieller Erfolg wird.“
Golf am Niederrhein: Im Jahr 2016 steht Golf endlich wieder auf dem Programm der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro. Wäre eine olympische Teilnahme für Sie denkbar?
Bernhard Langer: „Olympia in vier Jahren? Wer weiß, ob ich da noch lebe. Wenn Golf schon vor 20 Jahren ins olympische Programm aufgenommen worden wäre, dann wäre das natürlich für mich ein großes Thema gewesen. Aber 2016? Ich weiß gar nichts über die Regularien, ob ein Einzel gespielt wird, wie viele Spieler sich qualifizieren, und, und, und. Meine Konzentration gilt jetzt, mich so langsam schon wieder auf die Champions-Tour-Saison 2013 vorzubereiten.“