Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie eigentlich nie allein Golfen, auch wenn Sie alleine auf dem Platz sind? Eigentlich sind Sie immer mindestens zu dritt unterwegs: Sie, Ihr Engelchen und Ihr Teufelchen.
Sie haben auf einer Runde vor, endlich einmal das Golf abzurufen, zu dem Sie fähig sind. Ein Ball hüpft nach einem Schlag etwas unglücklich in tiefes Rough und liegt so, dass in der direkten Spiellinie ein Baum ist. Das Engelchen rät Ihnen: „Spiel defensiv, chippe den Ball nur kurz zurück auf das Fairway und spiel von dort weiter.“ Das Teufelchen sieht aber die Chance, mit einem ganz hervorragend getroffenen Ball und etwas Glück das Grün direkt zu erreichen: „Spiel ihn direkt auf’s Grün. Das kannst Du doch!“
Und, egal welchem Rat Sie folgen, das Geplappere geht weiter. Folgen Sie dem Engelchen und chippen den Ball zurück aufs Fairway, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Chip gelingt, und der Ball liegt gut, oder aber der Chip ist zu kurz oder zu lang und Ihr Teufelchen schreit triumphierend auf: „Siehst Du, hättest Du doch lieber direkt das Grün angespielt.“
Befolgen Sie den Rat des Teufelchens, und versuchen den Ball direkt zu spielen, gibt es ebenfalls wieder zwei Möglichkeiten. Entweder Sie legen den Ball tatsächlich direkt auf dem Grün ab oder der Schlag misslingt völlig. Im ersten Fall freut sich das Teufelchen: „Siehst Du, sag ich doch, dass Du das kannst.“ Im zweiten Fall macht das Engelchen eine lange Nase: „Hab ich doch gleich gesagt, dass Du das lieber lassen sollst.“
Und eben dieses ständige Hin und Her im Kopf führt dazu, dass wir häufig auf dem Golfplatz an uns selbst und unseren Entscheidungen zweifeln. Es fühlt sich bei jeder Entscheidung so an, als gäbe es eine 50-prozentige Chance es falsch und eine 50-prozentige Chance es nicht richtig zu machen. Dieser Zweifel nagt am Selbstvertrauen und führt dazu, dass der Golfer das Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten verliert. Und, ist der Zweifel erst gesät, läuft irgendwann erst einmal gar nichts mehr.
Das sagt der Profi Dennis Küpper:
„Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist das A und O einer guten Golfrunde. Je weniger Sie zweifeln, ob ein Schlag gelingen könnte und je mehr Sie darauf vertrauen, eine Lösung für die Ihnen gestellte Aufgabe finden zu können, desto eher können Sie das Golf spielen, das Ihren eigentlichen Fähigkeiten entspricht. Üben Sie so, dass Sie auf immer wiederkehrende Lagen eine Antwort haben. Chippen Sie nicht nur vom freundlichen Vorgrün, suchen Sie sich auch die ein oder andere fordernde Lage im längeren Gras. Sie könnten damit anfangen, die Bälle im Training nicht mehr zu legen, sondern zu „droppen“. Schlechte Lagen auf dem Golfplatz gehören ebenso dazu wie lange Drives und kurze Putts. Verbessern Sie Ihre Variabilität rund ums Grün, um mehr Handlungsalternativen zu haben. Versuchen Sie auch beim Pitchen so viele Distanzen wie möglich genau bedienen zu können. Haben Sie einen Notschlag parat, der immer klappt und wenn es mit dem Putter aus dem Rough ist, richtig und falsch gibt es nicht, es gibt nur effektiv oder ineffektiv.“
Lauschen Sie auf der nächsten Runde einmal Ihren inneren Stimmen. Wer redet da wem etwas ein, welcher Rat ist hilfreich, welcher Einwand hinderlich? Wo entstehen Zweifel? Wo ergeben sich Möglichkeiten, das Selbstvertrauen zu stärken? Notieren Sie sich, welcher Schlag und welcher Schläger im Notfall verlässliche Gefährten sind, denn schon das Niederschreiben und Lesen verstärkt das Gefühl der Zuversicht. Üben Sie insbesondere jene Schläge, mit denen Sie auf der letzten Runde unzufrieden waren praxisorientiert nach. Ein Chip aus einer schrägen Roughlage erfordert eine andere Herangehensweise als ein Chip von lediglich etwas längerem Gras, ein Pitch auf eine kurz gesteckte Fahne mit Bunker davor einen anderen Schlag als ein Pitch auf eine Fahne Mitte Grün mit Aus dahinter. Wenn Sie an Ihren golferischen Handlungsalternativen arbeiten und den nagenden Stimmen in Ihrem Kopf, wenn Sie einmal gar zu laut werden, auch einmal den Mund verbieten, steht einer zweifelsfreien Runde nichts mehr im Weg!