Mit einer, gelinde gesagt, faustdicken Überraschung endete der erstmals unter einer veränderten Spielform ausgetragene und im nordrhein-westfälischen Golfer-Kreisen sportlich wie emotional sehr hoch angesiedelte Wettbewerb um den Willy-Schniewind-Mannschaftspreis, der zum zweiten Mal nach 2012 auf der Anlage des Leverkusener GC reibungslos durchgeführt wurde. Denn nicht der 20-malige Sieger und Titelverteidiger GC Hubbelrath, sondern der Marienburger GC holte sich die wertvolle Mannschafts-Trophy, und dies nach 2002 zum zweiten Mal in der langen Geschichte dieser prestigeträchtigen Veranstaltung.
Das Marienburger Team, trainiert und optimal eingestellt von Peer Sengelhoff und von non-playing-Captain Léon M.A. Meerloo, setzte sich in einem doch recht einseitigen Finale gegen den ohne Spitzenspieler Frederik Schulte angetretenen GC Bergisch Land mit 8,5 : 3,5 Punkten durch, wobei die Entscheidung am regenreichen Leverkusener Sonntag-Vormittag praktisch schon nach den Vierern gefallen war – denn alle vier im Lochwettspiel entschiedenen Matches gingen an die Kölner Vorstädter. Die Aufgabe am Nachmittag in den acht verbliebenen Lochwettspiel-Einzeln war gleichermaßen Pflicht wie Kür – noch einmal 4,5 : 3,5 Punkte, was den Endstand von 8,5 : 3,5 ergab. „Wir sind natürlich überglücklich und stolz“, freute sich GCM-non-playing-Captain Léon M.A. Meerloo, der übrigens schon in dieser Funktion tätig war beim erstmaligen Marienburger Erfolg im Jahr 2002, nach dem Husarenstreich seiner „Jungs“: „Wir haben mit Peer Sengelhoff einen erstklassigen Trainer“, lobte der Captain den Vater des Erfolges. Das Geheimnis des Marienburger Durchmarschs? Léon M.A. Meerloo: „Es herrscht ein toller Teamgeist, die Jungs unternehmen sehr viel miteinander, die geschlossene Mannschaftsleistung hat zum Erfolg geführt!“ Der GC Bergisch Land nahm die Niederlage sportlich vorbildlich hin und gratulierte dem verdienten Sieger: „Die waren heute einfach die bessere Truppe, Kompliment, aber wir freuen uns natürlich über den zweiten Platz!“
Beim GC Hubbelrath, der im Halbfinale im Stechen am 3. Extra-Loch (Nicolai von Dellingshausen unterliegt Jonas Löhr nach Birdie-Birdie, Paar-Paar, Paar-Birdie) gegen den Marienburger GC verlor, gab es einige lange Gesichter, auch wenn Captain Dr. Christoph Osing nach dem letztlich dritten Platz – 9,5 : 2,5 gegen den G&LC Köln aus Refrath – gute Laune ausstrahlte: „Wir sind nicht mit unserer stärksten Mannschaft angetreten, dafür gab es nachvollziehbare Gründe. Deshalb kann man durchaus mal ein Halbfinale gegen Marienburg verlieren, und im Stechen, das spielerisch auf höchstem Niveau stand, erst recht!“ Etwas deutlicher und sichtlich enttäuscht gab sich Hubbelraths Trainer Roland Becker: „Eigentlich hätten wir auch mit dieser Mannschaft gewinnen müssen!“ Die Hubbelrather mit dem deutschen Lochwettspielmeister Nicolai von Dellingshausen an der Spitze hatten zunächst im Viertelfinale am Samstag mit 5,5 : 2,5 gegen den Aufsteiger GC Bonn-Godesberg gewonnen, das Halbfinalspiel am Nachmittag gegen den Marienburger GC nach 4:4-Gleichstand in den Einzeln eben „in der Verlängerung“ verloren. Marienburg selbst hatte sich zuvor deutlich mit 7,0 : 1,0 gegen den letztjährigen Vorjahreszweiten Dortmunder GC durchgesetzt. Etwas überraschend verlor im Viertelfinale der Düsseldorfer GC, der allerdings auf zwei „Wembley-Spieler“ verzichten musste, mit 3,0 : 5,0 gegen den G&LC Köln, während Bergisch-Land den zweiten Aufsteiger GC Wasserburg-Anholt mit 5,0 : 3,0 in die Abstiegsrunde schickte.
Das Team von der niederländischen Grenze rettete sich dann im Abstiegskampf mit einem 4,5 : 3,5 gegen den Düsseldorfer GC und schickte die Ratinger Truppe neben dem GC Bonn-Godesberg zurück in die zweite Liga, was DGC-Trainer Christian Lanfermann so kommentierte: „Wenn man hinfällt, muss man lernen, wieder aufzustehen. Wir haben viele Jahre oben mitgespielt, nun ist es Zeit für einen Neuanfang!“
Text: Claus-Peter Doetsch Fotos: Stefan Piekarski