Das Wetter ist noch etwas wechselhaft, doch der Frühling ist da, und die neue Golfsaison kann beginnen. Die Vorsätze von Golfern für die bevorstehende Spielzeit sind so vielfältig wie die individuellen Golfschwünge, die Erwartungen an die neue Saison sind aber durchaus ähnlich: „Und dieses Jahr wird alles besser“. Dieser Satz steht bei dem Großteil der Golfspieler für ein besseres Handicap oder für eine bestimmte Zahl an Schlägen auf der Runde, die durchbrochen werden soll.
Das Handicap ist aber nur eine Zahl auf dem Papier, die sich aus den Ergebnissen der gespielten Turniere ergibt. Auch ein Rundendurchschnitt spiegelt ebenfalls nur die Gesamtzahl aller Schläge auf einer Runde wieder. Problematisch an solchen ergebnisbezogenen Erwartungen im Golf ist, dass unsere einzelnen Schläge auf der Runde neben unserem golferischen Vermögen auch Faktoren unterliegen, die wir nicht beeinflussen können.
Diese sogenannten externen Faktoren umfassen das Wetter, den Zustand des Golfplatzes, die Fahnenposition, die Flightpartner, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Erwartung eines Golfers, eine für ihn gute Runde zu spielen, sollte an einem warmen, sonnigen Tag leichter in Erfüllung gehen als an einem regnerischen, windigen Tag. Die Frage ist dann, was denn eine gute Runde ausmacht. Ist diese rein vom Score abhängig?
Viele Golfer werden dies sicherlich mit einem „Ja“ beantworten. Je niedriger, desto besser. Aber was ist mit dem Schlag, der wirklich so war, wie Sie ihn immer spielen wollten? Mitten auf dem Fairway liegt er, das Grün ist im perfekten Winkel anspielbar. Leider liegt er in einem Divot, das unerfreulich tief ist, der nächste Schlag verläuft deswegen nicht so, wie Sie es sich erhofft hatten. Der Score ist an dem Loch höher als erwartet. Steht dieser Schlag dann zwischen einer guten Runde und Ihren Erwartungen? Die Antwort lautet „Ja“, wenn Ihre Erwartungen rein ergebnisbezogen sind.
Erwartungen werden häufig in einem Vergleich formuliert. Ich werde heute besser spielen als gestern. Ich werde diese Saison besser spielen als Hänschen Klein oder Lieschen Müller. Diese ständigen Vergleiche führen dazu, dass der Fokus weniger auf dem Golfspiel liegt als auf Faktoren, die ich nicht notwendigerweise beeinflussen kann. Vielleicht hat Lieschen Müller beschlossen, ihren Job aufzugeben und so viel Golf zu spielen, wie es nur geht. Hat wöchentlich Unterricht genommen und ihr Spiel auf ein ganz anderes Level gehoben. Macht Sie das jetzt zu einem schlechteren Golfer, wenn Sie nicht besser als Sie spielen?
Was Sie ganz definitiv beeinflussen können sind Ihre Ziele. Worin unterscheiden sich Erwartungen und Ziele? Erwartungen beziehen sich u.a. darauf, inwieweit wir glauben, dass wir durch unser Handeln bestimmte Handlungsergebnisse erzielen können. Ein Beispiel wäre: „Wenn ich nur konzentrierter spiele, kann ich meinen persönlichen Platzrekord knacken.“ Ziele hingegen sind eindeutiger und messbar. Ein Ziel könnte sein: „Ich möchte dieses Jahr 50 Prozent der Fairways treffen.“ Der Vorteil an Zielen ist, dass, werden sie nicht erreicht, der Spieler handlungsorientiert reagieren kann und weiß, welchen Aspekt seines Spiels er verbessern sollte. Erfülle ich meine Erwartungen an mich nicht, kann dies zu Enttäuschungen führen, die mein Selbstbewusstsein schwächen.
Stellen Sie sich vor, eine Runde läuft genau entsprechend Ihrer Erwartungen. Sie treffen die Bälle, wie Sie wollen, die Putts fallen, alles passt. Am nächsten Tag lassen Sie einen kurzen Pitch viel zu früh im Vorgrün aufkommen, statt des Birdies vom Vortag kassieren Sie ein Bogey mit „einem verdammten Dreiputt“. Statt Selbstvertrauen aus der Runde des Vortages mitzunehmen, haben Sie sich selbst so unter Druck gesetzt, dass Ihnen Ihr Fokus abhandengekommen ist. Und diesen Fokus brauchen Sie, um das Golf zu spielen, das Sie zu spielen vermögen.
Nachhaltiger für eine wirkliche Verbesserung Ihres Golfspiels ist es also, spezifische Ziele zu setzen.
Das sagt der Profi Dennis Küpper:
„Viele Fairwaytreffer, Präzision im kurzen Spie und/oder wenige Putts sind die Grundlage eines guten Golfers. Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, wo Sie in diesen Teilbereichen Ihres Spiels stehen. Im Internet finden Sie viele Statistiken, wie erfolgreich Spieler Ihres Handicapbereichs diese Teilbereiche bewältigen. Finden Sie Ihre Stärken und Schwächen heraus und formulieren Sie für die kommende Saison spezifische Ziele, von denen Sie wissen, dass Sie sie mit dem Ihnen möglichen Einsatz erreichen können.“
Versuchen Sie, in der kommenden Saison Ihre Erwartungen hinten anzustellen und widerstehen Sie der Versuchung, ergebnisabhängige Ziele zu formulieren. Fokussieren Sie sich auf die Anzahl Ihrer getroffenen Fairways, die Anzahl der benötigten Putts, die Effektivität Ihres Kurzspiels. Finden Sie den Bereich heraus, an dem Sie bereit sind zu arbeiten und gehen Sie frisch ans Werk.