Ihr Ball liegt auf dem Grün, zwischen Ihnen und dem Birdie an diesem Loch liegen nur noch 95 cm. Aufmerksam beobachten Sie die Putts Ihrer Mitspieler und lesen Ihre Puttlinie. Sie treten an den Ball, blicken noch einmal zum Loch und sind plötzlich verunsichert, denn Ihren letzten Putt am Loch zuvor hatten sie deutlich über das Loch hinausgeschoben. Aber warum sollte das jetzt wieder passieren. Sie putten, und der erste Ausspruch ist: „Ich hab’s gewusst.“
Sicherlich kennen alle Golfer diese Reaktion. Hier ist die gute Nachricht: Ihr Unterbewusstsein hat Sie gewarnt, Sie haben lediglich verpasst, darauf zu reagieren. Lernen Sie, Ihrer inneren Stimme Gehör zu schenken und bewusst mit herausfordernden Situationen umzugehen.
Lernen Sie, Zweifel zu akzeptieren.
Das obige Puttbeispiel steht exemplarisch für verschiedene Zweifelgedanken. „Reicht das Eisen 7, um über das Wasserhindernis zu kommen?“, „Wenn der Ball auf einer solch kahlen Stelle liegt, komme ich da wirklich drunter, oder werde ich den Ball eventuell dünner treffen?“, „Hier geht es ganz schön bergab, der Wind kommt von hinten, ist das dann zwei Schläger weniger oder mehr?“
Die Zweifel, die Ihnen Ihr Unterbewusstsein mitteilt, beziehen sich auf den Plan, den Sie haben. Treten Sie vom Ball zurück und analysieren Sie die Situation erneut. Spüren Sie in einem (weiteren) Probeschwung in sich hinein, ob die Zweifel bleiben und ändern dann die Schlägerwahl, die Ausrichtung oder den Druck, den Sie ausüben wollen. Bleibt Ihre innere Stimme ruhig und Sie haben ein gutes Bauchgefühl, treten Sie an den Ball und führen den Schlag (oder Putt) aus.
Ich habe mir mein Handicap nicht erschummelt.
Der Platz ist in einem exzellenten Zustand, die Sonne strahlt vom Himmel, die Flightpartner sind nett und spielen bestes Golf, doch Sie hacken sich über den Platz, verschieben auch die kürzesten Putts und verpassen Ihr Handicap mehr als deutlich. Als Sie nach der Runde Ihren Mitspielern die Hand reichen, entschuldigen Sie sich für Ihr schlechtes Spiel. Die beiden anderen blicken Sie irritiert an und sagen: „So schlecht war es doch gar nicht.“ Sind die beiden nur nett?
Wahrscheinlich nicht, denn Sie haben gut gespielt und sich dementsprechend mit dem wichtigsten beim Golf auseinandergesetzt: Ihrem nächsten Ziel und wie Sie den Ball schnellst möglichst ins Loch bekommen. Machen Sie sich keine Gedanken beim Golf, was andere von Ihrem Spiel denken mögen. Jeder kennt Tage, an denen nichts läuft. Nutzen Sie Ihre geistigen Kapazitäten lieber dafür, sich auf Ihren nächsten Schlag einzustellen. Natürlich ist dies besonders schwer, wenn es nicht läuft, doch akzeptieren Sie diese Herausforderung und erinnern Sie Ihre innere Stimme daran, sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren und nicht auf möglich Gedanken anderer Golfer.
Externe Faktoren.
Sie stehen am Abschlag und hinter genau diesem führt ein Spazierweg entlang. Sie bereiten sich auf Ihren Schlag vor, da düst ein Fahrradfahrer über den Schotterweg. Sie treten noch einmal vom Ball weg und setzen erneut an. Sie hören lautes Lachen und Schritte auf dem Weg. Doch da ist wieder diese Stimme in Ihrem Kopf: „Jetzt stell Dich nicht so an!“, schließlich hatten Sie ja schon einmal abgesetzt, dann schlagen Sie jetzt doch lieber. Sie schwingen und verpassen das Grün des kurzen Par 3 deutlich.
Wenn Sie externe Faktoren wahrnehmen, die Sie stören, versuchen Sie nicht, diese zu ignorieren, sondern sprechen Sie sie an (falls ein Mitspieler in Ihrem Sichtbereich steht), nehmen Sie sie bewusst wahr oder warten Sie die Störung kurz ab. Ein Fehlschlag kostet im Allgemeinen mehr Zeit als kurz abzuwarten, bis die Störung vorbei ist.
Das sagt der Profi Dennis Küpper:
„Egal, wie routiniert ein Spieler ist, beim Golf gibt es immer wieder Situationen, die es erfordern, vom Ball wegzutreten. Dieser kleine Schritt vom Ball weg fällt den meisten Golfern nicht leicht, könnte es doch als ein Zeichen von Unsicherheit sowohl von anderen (Problem: Was mögen die anderen von mir denken) als auch von mir selbst (Problem: Zweifel) interpretiert werden oder es kostet Zeit (Problem: Hektik). Ihre innere Stimme verstehen zu lernen und in Bahnen zu lenken, die Ihrem Spiel förderlich sind, ist eine Herausforderung, der Sie sich stellen sollten. Sie werden erstaunt sein, wozu Sie als Team fähig sind.“
Nur indem Sie bewusst wahrnehmen, was bei Ihnen zu bestimmten Gedankengängen führt, können Sie die Informationen Ihres Unterbewusstseins effektiv nutzen. Ihre innere Stimme, egal wie sehr Sie sie manchmal irritiert, möchte Ihnen nicht schaden, sondern Sie auf bestimmte Dinge aufmerksam machen. Hören Sie zu und lernen Sie Situationen zu erkennen, die für Sie selbst zu Herausforderungen werden. Wie immer ist der erste Schritt zur Besserung, sich der eigenen Gedanken bewusst zu sein, um sie dann ändern zu können.